Gartenkunst Gustav Meyer

Der Landschaftspark – ein Gartenkunstwerk von Gustav Meyer

 

Ab 1844 beschäftigte sich von Krassow zunehmend mit der Bewirtschaftung der väterlichen Güter, insbesondere Divitz.

„ Derselbe hat die meisten Wirtschaftsgebäude auf sämtlichen Gütern ganz neu erbaut, Divitz selbst mit geschmackvollen, parkartigen Anlagen umgeben, und wird nicht müde, das Schloß seiner Väter in eben so angemessener als schöner Weise zu zieren.“, schreibt von Bohlen.


Lange Zeit war der Schöpfer des Divitzer Landschaftsparkes unbekannt. Den Forschungen der Landschaftsarchitektin Henrike Schwarz, die sich innerhalb ihrer Dissertation mit dem Lebenswerk des Preußischen Hofgärtners und späteren Stadtgartendirektors von Berlin Gustav Meyer beschäftigt, ist es zu verdanken, dass wir seit 2004 wissen , dass Krassow ebenso wie Graf Ulrich von Behr – Negendank in Semlow Meyer für seine Gartenschöpfungen zu Rate zog. Die Ausformung der Uferlinien der Teiche und Inseln, die Geländemodellierung und Gehölzverwendung bekunden eindeutig die gestalterische Handschrift Meyers. Gustav Meyer verfasste mit dem 1860 herausgegebenen „Lehrbuch der schönen Gartenkunst“ das erste eigentliche Lehrbuch der Gartenkunst in deutscher Sprache, das heute zu den Standartwerken gezählt werden darf und für das Verständnis der Gestaltungsregeln des Landschaftsparkes im 19. Jahrhundert unentbehrlich ist.


Ein im Besitz der Tochter des letzten Besitzers von Divitz, Graf von Groeben, befindlicher Gartenplan von Divitz aus der Zeit um 1850, gezeichnet von Generallieutenant von Below, zeigt die landschaftlichen Verschönerungen noch nicht. Die Interpretation der Gutskarte von Divitz und Frauendorf ergibt jedoch, dass Gartenvorläufer existiert haben müssen. Meyer konnte auf vorhandene gärtnerische Gestaltungen zurückgreifen, sie einbeziehen, überarbeiten und erweitern.

Da ist zum einen ein höchstwahrscheinlich barocker Garten, der am Ende der geraden Verbindung vom Schloß zum Dorf lag und in seiner räumlichen Ausdehnung bis heute erhalten ist. Außerdem ist auf der Karte ein landschaftlicher sogenannter „neuer Garten“ eingezeichnet, bevor Gustav Meyer dann offensichtlich die Überarbeitung und Erweiterung des Gesamtgartens bis an die Barthe als großen Landschaftsgarten mit ausgedehntem Teichsystem vornahm.


Desweiteren bezog er vorhandene Solitärgehölze wie alte Hutungseichen in seine landschaftsplanerischen Gestaltungen ein. Besonders hervorzuheben ist eine prächtige Stieleiche mit einem Stammumfang von ca. 6,30m. Das sehr wertvolle Plandokument von Below widerspiegelt zudem die von Friedrich Heinrich von Krassow bewirkten Veränderungen innerhalb seiner Güter.


Die 1898 gedruckten Aufzeichnungen des Grafen Friedrich Heinrich von Krassow, Vater von Carl Reinhold von Krassow, über seine Tätigkeit auf seinen Gütern in der Zeit von 1802 bis 1843 enthalten eine Fülle von wichtigen Informationen, die für den Erhalt des Kulturerbes Schloß und Park Divitz heute bedeutsam sind. Unter anderem berichtet er über Anpflanzungen in der Feldflur, die Gestaltung von Gärten, das Anlegen von Kanälen und Landwegen, das Bauen von Brücken über die Barthe, die Entfernung von Hackelwerken sowie über mit Dornen und Strauchwerk gefüllte Holzwerke, welche über einer Steinmauer oder einem Flechtzaun errichtet wurden. „An Verschönerungen sind beide Gärten in Divitz ganz umgeändert und theils mit vielen ausländischen, theils mit beinahe 200 Obstbäumen bepflanzt worden. Ein Stackett von der Brücke bis nach dem Haus ist weggekommen, alle Pappeln auf dem Hofe sind gepflanzt. In Spoldershagen ist der ganze Garten angeleget…“, schrieb Heinrich von Krassow im Jahre 1816. Hierin liegt auch eine Aufforderung an die heutigen Besitzer von Gütern, die gestalterischen Veränderungen an den Häusern und Gartenanlagen zu dokumentieren, sei es durch Zeichnungen, Photographien oder Beschreibungen. Nur so wird es möglich sein, die Beweggründe und Intensionen dieser Veränderungen für die Nachwelt zu erhalten.


Gartenbaugeschichtlich interessant und daher erwähnenswert ist, dass in der Krassow´schen Schlossgärtnerei später so bedeutende Förderer des deutschen Gartenbaus wie beispielsweise der in Barth geborene August Siebert (1854 – 1926), welcher später den berühmten Palmengarten in Frankfurt/M. leitete, den Gärtnerberuf erlernten. Divitz ist somit auch als Bildungsstätte für den Gartenbau von Bedeutung.


Zu den Sendungen von Ausstellungsexponaten aus Neuvorpommern anlässlich der von Ferdinand Jühlke 1865 in Erfurt initiierten Ersten Internationalen Gartenbauausstellung zählte unter anderem auch ein von J. Ganschow, Gräflich von Krassowscher Gärtner in Divitz, ausgewähltes Apfelsortiment. In der DDR – Zeit wurde der Park im Rahmen der damaligen Möglichkeiten erhalten und gepflegt. Ein kleiner Heimatzoo erfreute sich bei den Besuchern großer Beliebtheit. 2006 begannen im Rahmen des europäischen Leader + Projektes „Garten-, Guts- und Parkanlagen“ Pflegearbeiten zum Erhalt des wertvollen Altbaumbestandes. 

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